Das Problem mit der eigenen Kreativität
Als Fotograf fällt es mir manchmal schwer, meine kreative Seite zum Ausdruck zu bringen. Das fotografieren schöner und themenbezogener Motive erfordert nicht nur technisches Geschick, sondern auch einen ausgeprägten Sinn an Fantasie und Vision. Manchmal fühle ich mich einfach uninspiriert und bin unsicher, wie ich meine Ideen umsetzen kann. Ein Problem, das wir alle kennen.
Ich fühle mich auch frustriert, weil es mir schwer fällt, zwischen meiner Arbeit und meinem Privatleben zu unterscheiden. Meine Beziehung leidet manchmal darunter, dass ich meine Frustrationen über die Arbeit mit nach Hause bringe. Es kann schwierig sein, beides von einander zu trennen und ein gesundes Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, aber ich arbeite aktiv daran, Wege zu finden, um mit dieser Frustration besser umzugehen und sie zu bewältigen.
Deshalb habe ich beschlossen, mir die Zeit zu nehmen, um über verschiedene Themen im Zusammenhang mit Fotografie und Kreativität zu schreiben. Ich hoffe, dass ich durch die Auseinandersetzung mit meinen eigenen Gedanken und Kämpfen meinen kreativen Prozess besser verstehen und neue Wege finden kann, meine Grenzen zu erweitern und mich handwerklich verbessern. Den auch Kreativität ist Handwerk. Je öfter man versucht gezielt kreativ zu sein, desto leichter geht es einem von der Hand, weil man auch hier auf einen Fundus an Ideen und Setups zurückgreifen kann.
Verstehe, dass Frustration ganz normal ist:
Frustration ist ein natürlicher Teil des kreativen Prozesses und bedeutet nicht, dass man etwas falsch macht. Für kreative Menschen kann sie eine wichtige Rolle bei der Förderung von Innovation, Problemlösung und persönlichem Wachstum spielen, ein sogenannter Booster. Sie kann als Katalysator dienen, um Grenzen zu verschieben, neue Lösungen zu finden und Hindernisse zu überwinden. Außerdem kann sie zu einem tieferen Engagement und einer stärkeren Verbundenheit mit der Arbeit führen und ein Gefühl der Erfüllung vermitteln, wenn die Schwierigkeiten überwunden sind. Es kommt häufig vor, dass man auf eine frühere Arbeit zurückblickt und sich frustriert fühlt, weil sich die eigenen Fähigkeiten und das Verständnis weiterentwickelt haben und man nun anders an die Arbeit herangeht. Das ist völlig normal, keine Angst davor.
Auch mal Pause machen:
Wenn du dich festgefahren oder frustriert fühlst, kann eine Pause eine gute Möglichkeit sein, den eigenen Akku wieder aufzuladen und neu zu fokussieren. Aktivitäten außerhalb des Wirkungskreises, wie z. B. Sport, Hobbys oder soziale Kontakte, können eine neue Perspektive und neue Energie für die anstehenden Aufgaben bieten. Eine kleine Auszeit vom ewigen Drang der Kreation kann helfen, Burnout zu verhindern und die allgemeine Produktivität und Kreativität zu steigern.
Ich für meinen Teil spiele gerne Computergames, hier kann ich so gut wie alles außen rum vergessen und das kreative Hirn ausschalten. Eine gute Serie auf Netflix funktioniert aber oft genau so gut.
Umdenken:
Versuche, deine Denkweise zu ändern und die negativen Gedanken in positive umzuwandeln. Konzentriere dich nicht auf das, was nicht funktioniert, sondern auf das, was du schon erreicht hast und was du tun kannst, um weiterhin Fortschritte zu machen.
Sonntagmorgen mit der Kamera losziehen, um Fotos zu schießen, ist eine gute Möglichkeit, Energie und Geist wieder aufzuladen. Es spielt keine große Rolle, was du fotografierst, der Akt des Fotografierens selbst kann erdend wirken und Dir ermöglichen, deine Umgebung neu zu schätzen und zu fokussieren. Vielleicht dient das auch als Inspirationsquelle für zukünftige Projekte.
Hol dir Feedback ab:
Hole dir Feedback von anderen kreativen, sei es von Freunden oder Kollegen. Es ist wichtig, ehrliches Feedback zu erhalten, um sich zu verbessern und als Profi zu wachsen. Ich habe diesen einen Freund, bei dem ich mir hundert Prozent sicher bin, dass ihm vertrauen kann. Da reicht mir ein kurzes "nein, lass es sein" oder "ja, passt". Von ihm brauche ich keine langen und tiefgründigen Erklärungen, wir sind auf einer Wellenlänge. So jemanden zu haben ist Gold wert.
Ich weiß, Feedback kann wie ein Schlag ins Gesicht sein, nach dem wir erst einmal tief Luft holen müssen. Es ist wichtig zu erwägen, ein Projekt zu stoppen, nachdem man mehrfach negatives Feedback erhalten hat, um es neu zu bewerten und die Bemühungen möglicherweise auf ein erfolgreicheres Ergebnis umzulenken. Negatives Feedback ist schwer zu hören, auf lange Sicht aber vorteilhaft.
Trotzdem, gib deine Idee im Zweifel auch nicht einfach auf. Kämpfe dafür, wenn du der Meinung bist, deine Idee ist es Wert. Manchmal muss nur ein Detail verändert werden und die Idee kann völlig neu bewertet werden.
Feedback zu erhalten, kann manchmal dazu führen, dass ein "Ping-Pong"-Effekt entsteht, bei dem die Ideen, größer und weiter entwickelt werden. Es hilft dir auch, deine Arbeit aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, was zu neuen Ideen und Inspiration führen kann.
Sei gut zu dir selbst:
Es ist schwierig, mit sich selbst im reinen zu sein, wenn man hohe Ansprüche an die eigene Arbeit hat. Es ist normal, bei kreativen Jobs Frustration und Selbstzweifel zu erleben, aber es ist auch wichtig, sich daran zu erinnern, dass Fehler und Rückschläge einfach zum Prozess gehören.
Sei deshalb nicht zu hart zu dir selbst, sondern sei mitfühlend und erinnere dich daran, dass es auf den Fortschritt ankommt. Mache Pausen und zolle dir selbst Anerkennung für das, was du erreicht hast. Sei geduldig mit und vertraue darauf, dass du dich mit der Zeit und etwas mehr Übung verbessern wirst. Aus meiner Sicht geht es in der Fotografie immer darum etwas noch mal zu machen, dann auch meistens mit einem besseren Ergebnis. Speziell in der freien Fotografie sehe ich vieles erst einmal als einen Test an.
Setze dir realistische Ziele:
Sich Ziele zu setzen ist für den kreativen Erfolg von entscheidender Bedeutung, da es deine Arbeit lenkt und dich motivieren kann. Realistische Ziele helfen, die Bemühungen zu fokussieren, während unrealistische Ziele den Fortschritt behindern. Es macht einfach keinen Sinn einen Outdoor Shoot in einer Woche abzuschließen zu wollen, wenn es 7 Tage regnet. Andererseits sich den ganzen Sommer dafür nehmen zu wollen, stoppt den Prozess und lässt deine Energie verpuffen. Es ist wichtig das kreative Feuer am lodern zu halten, gerade am Anfang, wenn die Flame noch klein ist, darf man diese nicht ersticken.
Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen anspruchsvollen und erreichbaren Zielen und deren Aufteilung in kleinere Schritte hält die Motivation und den Fortschritt konstant. Darüber hinaus ist es wichtig, Ziele zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen, um sicherzustellen, dass sie relevant bleiben und mit den Gesamtzielen übereinstimmen.
Sich inspirieren lassen:
Im Laufe meiner Karriere wurde ich in mehreren Interviews gefragt, wie und wo ich Inspiration finde und ich antworte immer, dass es für mich nicht diese eine Quelle gibt, in der man sich gezielt inspirieren lassen kann. Inspiration kann überall sein, in einem Gespräch mit der Freundin, einem Freund oder Geschäftskollegen. Film, Fernsehen und Fotografie sind andere Quellen selbst während eines Spaziergangs im Park kann dir Inspiration widerfahren. Wenn man mal ehrlich ist, dann geht es doch hauptsächlich darum, mit offenen Augen durch die Welt zu laufen und etwas Zeit in die vielen kleinen Ideen, die man den ganzen Tag über hat zu investieren und nicht gleich an den nächsten Snack zu denken.
Natürlich kann ich mich auch ganz gezielt inspirieren lassen, eine gute Quelle, auch nach all den Jahren ist für mich immer noch Adobe Behance. Klar, auch Instagram oder ein Blick in die unzähligen Coffee Table Books, die viele von uns daheim haben helfen.
Noch Fragen oder einen Kommentar? Schreib doch an hello@nickfrank.de