Deutschlands beste Fotografen 2017/2018 + Interview im Buch
Neben zwei meiner Bilder, in der aktuellen Ausgabe Deutschlands beste Fotografen 2017/2018, ist hier auch ein Interview mit mir zu finden:
Wie und wann sind Sie das erste Mal mit Fotografie in Berührung gekommen und was zeigt Ihr erstes Foto, welches Sie ganz bewusst aufgenommen haben?
Meine erste Kamera war eine EOS 60D, gekauft im Oktober 2010. Bewusst aufgenommen habe ich dann die U-Bahn-Station „Marienplatz“ hier in München. U-Bahnen sind für einen gewissen Zeitraum lang auch zu meinem Hauptthema geworden. Ich hatte damit unglaublich viele Veröffentlichungen auf der ganzen Welt. Wenn ich mir jetzt allerdings mit etwas Abstand meine Erstlingswerke ansehe, dann war da durchaus noch Luft nach oben. Aber gerade das macht ja auch die Fotografie aus: Repeat, repeat, repeat ...
Was hat Sie dazu bewogen Fotograf zu werden?
Da gab es zwei Komponenten, die Einfluss auf meine Entscheidung hatten: Computerspiele und mein Job damals. Im Fall der Computerspiele war es eben so, dass ich den Großteil meiner Freizeit in virtuellen Welten verbracht habe und mit dem Verprügeln von Orks oder Trollen beschäftigt war. Hat zwar Spaß gemacht, trotzdem habe ich einen Weg aus dieser Suchtspirale gesucht und beschlossen meine Zeit (mit nicht minderem Einsatz, wie sich herausgestellt hat) in etwas Anderes/ Sinnvolleres zu investieren. Beruflich gesehen war es so, dass ich mit zunehmen- den Karriere-Level immer unkreativer geworden bin. Klassische Agenturlaufbahn, vom Junior zum Creative Direktor. Photoshop wurde zu Outlook und Brainstormings zu Mitarbeitergesprächen. Vielleicht hätte ich mit ein oder zwei Jobwechseln etwas für mich Idealeres finden können. Unterm Strich ist es aber so, dass ich in der Fotografie etwas gefunden habe, an dem ich ganzheitlich arbeiten kann. Von der Ideenfindung über die Produktionskette bis hin zur Veröffentlichung kann ich alles übernehmen, wenn ich nur möchte. Das ist wirklich großartig.
Wie sah Ihr Start in den Beruf aus? Haben Sie eine klassische Fotografen-Ausbildung und eventuell Assistenzen bei anderen Fotografen gemacht?
Da ich Quereinsteiger bin, nein. In meinem vorhergehenden Beruf hatte ich viel mit Bildwelten zu tun, sowohl in der Gestaltung aber zuletzt noch mehr in der Konzeption. Schlussendlich ist es einfach nur ein Seitenwechsel. Ich bin Autodidakt und habe mir alles für mein Handwerk selbst beigebracht. Da fehlt es einem am Anfang natürlich noch an Informationen, die jemand, der eine Ausbildung in diesem Bereich oder auch assistiert hat, vielleicht für banal hält: Wie sieht meine Preisgestaltung aus und wie gehe ich mit Nutzungsrechten um? Wie verfasse ich ein vernünftiges Angebot? Was benötigt es für eine vernünftige Produktion? Klar habe ich hier am Anfang Fehler gemacht, vielleicht hat das aber sogar mein Profil geschärft , denn Fehler sind auch immer wichtig.
Ihre Schwerpunkte liegen heute primär in den Bereichen Large-Scale Photography, Architektur und Fine Art. Weshalb? Was reizt Sie immer wieder daran?
Da ich einen grafischen Hintergrund habe, fühle ich mich in der Architektur gut aufgehoben. Ich spiele gerne mit Linien, Formen und Farben. Sehr präzise ausgeführte Fotografien sind genau mein Ding. Dabei braucht man Geduld. Ich mag die Stringenz an meinen künstlerischen Projekten. Einen Stil oder ein Thema über 20, manchmal 40 Bilder durchzuziehen ist herausfordernd. Ansonsten mag ich alles was groß und überdimensioniert ist.
Wie würden Sie selbst Ihren fotografischen Stil in wenigen Worten beschreiben?
Reduktion auf das Wesentliche, Verdichtung der visuellen Komponente, Klarheit erreichen. Ich gehe hier ähnlich vor wie in meiner Zeit in der Werbung. Störfak toren in meinen Bildern werden so lange eliminiert, bis das Wesentliche heraus sticht. Genau so verhält es sich auch bei der Ideenfindung.
Was zeichnet für Sie ein wirklich herausragendes Foto aus?
Dass es unter tausenden von Bildern erkennbar bleibt.
Auf welche Ihrer Arbeiten sind Sie persönlich besonders stolz? Oder vielleicht einfacher gefragt, welche Ihrer Bilder schauen Sie sich selbst immer wieder gerne an?
Ich habe einen Direktkunden aus den USA (mit Zweigstelle in DE), für den ich die komplette Bildwelt geschossen habe, dazu gehören neben Bildern für Branding und Content auch Produktbilder und ähnliches. Es ist ein tolles Gefühl ein Unter nehmen zu sehen bei dem wirklich alle Bilder von mir sind. Wann hat man dazu schon einmal die Möglichkeit?
Wenn Zeit, Geld und andere Faktoren keinerlei Rolle spielen würden: Wie würde Ihr absolutes Traumprojekt aussehen?
Wer würde nicht gerne für die NASA fotografieren? Die Ausbildung der Astronauten und sämtliche Gerätschaften für (un-)bemannte Raumflüge finde ich super interessant.
Gibt es einige Kollegen, speziell aus Deutschland, deren Arbeiten Sie sehr schätzen?
Neben den Meistern der Düsseldorfer Schule (wie z. B. Gursky) kann ich den Arbeiten von Frank Herfort, der zwischen Berlin und Moskau pendelt, einiges abgewinnen. Abgesehen davon gibt es einige großartige BFF-Kollegen, die ich sehr schätze.
Was inspiriert Sie?
Ich glaube, für viele Menschen ist die Suche nach der Inspiration ähnlich der Jagd nach dem heiligen Gral. Dabei gibt es meiner Meinung nach kein universelles Rezept oder einen Fahrplan, bei dem man gezielt ein- oder aussteigen kann. Meiner Meinung nach hilft es, sich mit offenen Augen durch die Welt zu bewegen, eine gesunde Portion Neugier zu haben und ein Stück weit Kind zu sein, gerade das habe ich mir bewahrt. Ich hinterfrage vieles und kann mich auch an Kleinigkeiten wahnsinnig erfreuen. Ein oder zwei Gleichgesinnte für ein lockeres Gespräch hel- fen auch, manchmal braucht es nur einen kleinen Funken.
Viele Fotografen beschäftigen sich mehr und mehr auch mit dem Thema „Film“. Inwieweit ist dies auch für Sie interessant?
Der Bedarf am Markt nimmt spürbar zu. Immer öfter fragen/verlangen Kunden da- nach. Bisher habe ich dafür einen Video Producer gebucht. Ich sehe mich, wenn es um Film geht, auch eher als Regisseur und nicht als Kameramann. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich zu meinen freien Arbeiten Videocontent produzieren möchte, der zwar nicht tragendes Gerüst der Arbeit ist, das Thema aber unterfüttert und zur Atmosphäre beiträgt.
Sie haben bereits einiges von der Welt gesehen und in vielen unterschiedlichen Ländern gearbeitet. Wo würden Sie morgen früh am liebsten aufwachen und weshalb?
In diesem Moment, in dem ich diese Fragen beantworte, bin ich vorher gerade sechs Stunden durch die Straßen Tokios gelaufen. Offen gesagt, würde ich Morgen am liebsten in meinem eigenen Bett in München aufwachen. Ich habe wirklich schon einiges gesehen, in dieser Stadt gefällt es mir aber einfach am besten. Ansonsten ist Island für mich auch immer noch eine Option.