Dokumentation: Cannabis Growers in den USA
Wir haben August 2022, Cannabis ist in 19 der U.S. Bundesstaaten für den Eigengebrauch legal. Zusätzlich ist der medizinische Anbau in 35 Staaten erlaubt. Mein Kunde AROYA, Entwickler einer digitaler Infrastruktur für das Cannabis-Growing, schickt mich mehrfach auf die Reise durch die USA, um Weed Produktion zu dokumentieren.
Innerhalb von 4 Wochen geht die Reise durch Bundesstaaten wie Kalifornien, Nevada, Washington, Massachusetts und Maine. In dieser fotografischen Dokumentation habe ich Gewächshäuser, aber auch Inhaber und Mitarbeiter, also die eigentlichen Growers abgelichtet. Am Anfang war ich skeptisch, wie sind die Leute drauf? Lassen sie sich überhaupt ablichten?
Tatsächlich war ich überrascht, wie nahbar und zugänglich, fast ausnahmslos alle Grower sind. Da war niemand dabei, der keine Lust hatte oder irgendwie komisch rüber kam, sie haben sich viel Zeit für uns genommen und geduldig alle Fragen beantwortet. Dabei waren auch alle einfach unterschiedlich. Vom OG (original grower) bis hin zum Gangster oder Familienvater war alles dabei und jeder (wie es eben typisch ist für die USA) hatte seine Geschichte zu erzählen.
Gut drauf - die Inhaber von Wood Wide Farms hatten viel Zeit für uns und sind mit uns im Anschluß, an das Shooting noch an die Küste gefahren, wo diese Bilder entstanden sind. Die Landschaft dort ist atemberaubend schön, auch wegen der Nähe zu den Küstensequoias, den höhsten Bäumen der Welt. Eigentlich möchte man dort noch viel mehr Zeit verbringen. Bei Motelpreisen von teils $ 300,00 pro Nacht, kann man es sich aber auch schnell mal anders überlegen.
Generell ist es in den USA extrem teuer geworden. Ich bin seit 2015 ca. 15x dort gewesen und gefühlt haben sich die Preise verdreifacht.
Die Arbeitsbedingungen sind kompliziert
In den Gewächshäusern gestaltet sich die Fotografie oft als Herausforderung. Die Lampen erzeugen ein Gelblicht, das nahezu alles überstrahlt, und es ist manchmal erforderlich, mit einer Sonnenbrille zu fotografieren. Der Weißabgleich funktioniert nicht zuverlässig, und das Fokussieren gelingt nur gelegentlich. Die Kommunikation gestaltet sich schwierig, da die Belüftung sehr laut ist. Das Erstellen eines Bildes wirkt daher manchmal beinahe wie Zauberei.
Reflektoren und künstliches Licht zur Aufhellung sind aufgrund des begrenzten Platzes in den Anlagen nicht praktikabel. Während des Shootings wird das Model durch Handzeichen gelenkt.
Normalerweise habe ich einen Assistenten dabei, der mir bei bestimmten Aufgaben hilft. Dies ist jedoch aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse und der Dauer der Exkursion nicht möglich gewesen.
Hier wurde es besonders anspruchsvoll, ganz ohne Autofokus, nur mit einer Taschenlampe ausgerüstet, musste ich den Fokuspunkt finden. Zum Glück - auf die gute alte Leica SL2 ist Verlass. Meiner Meinung ein absolutes Schweizer Taschenmesser. Fotografiert übrigens fast ausschließlich mit einem Leica Summliux SL 50mm Objektiv.
Die einzelnen Growrooms werden Softwaregestützt überwacht. Hier sind Daten wie Luftfeuchtigkeit, Wasserzufuhr, Nitrate, Lichtausbeute, Tag-/Nachtzyklen abzulesen. So wird das Wachstum der Pflanzen immer weiter optimiert. Die Dauer bis zur Ernte wird auf diesem Weg von 6 auf 2 Monate reduziert. Die Pflanzen und Blüten werden größer.
Ich hatte nie vor groß Menschen zu fotografieren, also jemandem mein Objektiv direkt in das Gesicht zu halten. Mir war es oft zu intim, einer anderen (oft fremden Person) über längere Zeit in die Augen zu sehen. Auch hat es mich irgendwie nervös gemacht. So hat sich meine Arbeit in den ersten Jahren fast ausschließlich auf Architektur beschränkt, die sich nicht bewegt, keine Launen hat und der es auch egal ist ob früh oder spät.
Das hat sich über die Jahre hinweg geändert. Seit 2016 bin ich viel in Industrieanlagen unterwegs und fotografiere dort für Kunden. Da gehören Menschen einfach dazu. Es ist spannend und macht Spaß, erinnert etwas an ein Format für Wissenschaft im Fernsehen. Häufig erfährt man etwas über Maschinen, Menschen und Instrumente, die man sein Lebtag normal nicht sehen würde.
Mittlerweile gehören Portraits und Dokumentation zu meiner Arbeit und sind nicht mehr weg zu denken. Es ist die Summe von verschiedenen Richtungen, die meine Arbeit interessant und Vital macht. Egal ob klassisch Architektur, Doku, Branding, Portrait oder Industrie.